Das Pinneberger Baumschulland - eine Kulturlandschaft entdeckt sich neu!


Pressemitteilung vom 03.07.2015

Förderverein überreicht Souvenirpflanze an Wirtschaftsminister

Zur ersten Mitgliederversammlung des im März 2014 gegründeten Fördervereins Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland e.V. im Parkhotel Rosarium in Uetersen konnte der Vorsitzende Dr. Frank Schoppa neben dem Wirtschaftsminister Reinhard Meyer eine illustre Gästeschar begrüßen. Gekommen waren nicht nur Land- und Kreistagsabgeordnete, Vertreter von Kommunen, Vereinen, Verbänden und Betrieben aus der Region, sondern auch Partner aus den Kulturlandschaften Altes Land, Vier- und Marschlande und der Lüneburger Heide.

In seiner Eröffnungsrede erläuterte der Vorsitzende mit der Antwort auf vier Fragen, was die Vorstandsmitglieder motiviere und was sie bewegen wollten. Erstens sei nicht jede durch menschliche Eingriffe veränderte Landschaft auch eine Kulturlandschaft. Denn nicht alles, was der Mensch hervorbringe, sei Kultur. Vielmehr seien im strengen und damit qualifizierenden Sinne, wie vom Bundesnaturschutzgesetz intendiert, historisch gewachsene [Zitat] „Kulturlandschaften […] vom Menschen gestaltete Landschaften, deren ökonomische, ökologische, ästhetische und kulturelle Leistungen und Gegebenheiten in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, die eine kontinuierliche Entwicklungsdynamik gewährleisten und langfristig geeignet sind, Menschen als Heimat zu dienen.“ (Hans Hermann Wöbse, Uni Hannover). Das Pinneberger Baumschulland als eines der größten geschlossenen Baumschulgebiete der Welt sichere das wirtschaftliche Auskommen vieler Familien. Die über 250 jährige Zucht- und Fachkultur mit traditionell weltweit bestehenden Handelsbeziehungen habe nicht nur besondere grüne Einrichtungen in der Region hinterlassen. Beeindruckend sei vor allem auch, dass mit dem Gartenbau Kompetenzzentrum der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein die aktuelle grüne Kompetenz vor Ort gebündelt werde.

Die besondere kulturelle Leistung wiederum bestünde neben den berühmten Züchterhäusern der Region in der großen Vielfalt des Baumschulsortiments. „Der Anblick von Rosenfeldern, Alleebaumquartieren, Solitär- und Formgehölzen ist ebenso einmalig wie die besondere Ästhetik der bereits erwähnten gartenkulturellen Einrichtungen! Diese Vielfalt an Gehölzen, gärtnerischem Fachwissen, historisch-wirtschaftlicher Prägung und Gartenkunst ist ein Alleinstellungsmerkmal unserer Kulturlandschaft.“ Warum also „neu entdecken“?

Schoppa verwies auf die strukturellen Veränderungen, die zum Bedeutungsverlust der Landwirtschaft im Allgemeinen und somit auch der Baumschulwirtschaft geführt habe. „Dörfer wurden zu Städten, Feldfluren wichen der Bebauung durch Siedlung, Gewerbe und Verkehr. Die Entwicklung von Industrie, Gewerbe und Handel veränderte nicht nur die Landschaft, sondern auch die Gesellschaft. Über Jahrzehnte ist unsere Gesellschaft in die Moderne gestrebt und hat dabei häufig ihre Herkunft vergessen oder egal ob bewusst oder unbewusst zunehmend verdrängt. Anschauliche Beispiele hierfür sind die verbreiteten Bausünden oder auch die zunehmende Entfremdung der Menschen von der Natur bzw. die schlichte Unkenntnis grundlegender biologischer Vorgänge.“ Eine der größten Herausforderungen sei es entsprechend, junge Menschen zu erreichen. Denn sie sollten verstehen, was es heiße, eine Landschaft in Wert zu setzen, um sie vor der Gesichtslosigkeit zu bewahren. Die Hoffnung sei, dass die Jugend dann selbst den Gedanken einer nachhaltigen Entwicklung weitertrüge. „Denn die Entstehung unseres Vereins verdankt sich der ausgesprochen positiven Resonanz unseres Aufrufs zur Beteiligung an den „Lebendigen Kulturlandschaften“ im Rahmen der igs 2013. Ohne die vielen engagierten Akteure und das daraus entstandene Netzwerk unter dem Dach der „Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland“ wäre eine solche Präsentation unserer Region nicht möglich gewesen.Ziel des Fördervereins ist es, dieses Netzwerk weiter auszubauen, um unserer historisch gewachsenen „Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland“ ein lebendiges Gesicht zu erhalten“, so der Vereinsvorsitzende.

Mit einem Bericht über die Vereinsaktivitäten des ersten Jahres, wie unter anderem der Initiative „Mehr Grün für Rellingen“, dem Projekt „Baumpark Pinneberg“ aus den „Bäumen des Jahres“, der Souvenirpflanze „Pinneberger Baumschulland“, den KulturlandschaftsRouten der Metropolregion Hamburg, der  Umweltbildungsarbeit im Deutschen Baumschulmuseum und weiteres mehr… schloss Schoppa seinen Vortrag. 

Minister Reinhard Meyer, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein, lobte die Aktivitäten des Fördervereins und gratulierte zu dem entstandenen Netzwerk. Aus „hidden champions“ eine Marke der Kulturlandschaft zu entwickeln, dies sei eine große Herausforderung, die der Verein mit beeindruckende Tatkraft angegangen ist. Meyer hob die Bedeutung der Kulturlandschaften in der Metropolregion Hamburg hervor, sicherte die Unterstützung seines Hauses zu und bat die Akteure um aktive Zusammenarbeit.

Präsentation der Souvenirpflanzen „Pinneberger Baumschulland“

Kein Kugelschreiber, keine Henkeltasse oder sonst ein unpersönliches Erinnerungspräsent sollen Besucher unserer Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland zukünftig erhalten, sondern etwas Echtes, einen Sympathieträger par excellence, nämlich eine Pflanze. 10 Leit-Gehölze wurden für die verschiedensten Themen und Anlässe identifiziert. Zukünftig können an Gäste im Pinneberger Baumschulland Rosen, Ginkgo, Blütensträucher, Miniobstgehölze und vieles mehr in einer praktischen Geschenkverpackung überreicht werden. Tourismusminister Meyer erhielt die Premierenpflanze.

Reimer Meier, stellv. Vorsitzender und Ehrenpräsident der Fachverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Schleswig-Holstein berichtete zur Landesgartenschau Eutin 2016. Eutin wird wie auch Schleswig und Norderstedt zeigen, welche bedeutsamen Beiträge Landesgartenschauen für die städtebauliche Entwicklung, Naherholung und Tourismus haben. Meier - auch stellvertretender Vorsitzender des LGS-Aufsichtsrates - wird für den Verein die Beteiligung von Akteuren des Pinneberger Baumschullandes auf der LGS Eutin organisieren.

Mit ihrem Vortrag „Die Lüneburger Heide – Erfahrungen einer Kulturlandschaft“ zeigte Referentin Hilke Feddersen, Geschäftsführerin Naturpark Lüneburger Heide und Landkreis Harburg - Stabsstelle für Kreisentwicklung und Wirtschaftsförderung, Erfolge und Grenzen der Kulturlandschaftsentwicklung am Beispiel des Vereins Naturparkregion Lüneburger Heide in der international bekannten Destination Lüneburger Heide auf:  Die Naturparkregion Lüneburger Heide ist Bestandteil der sehr bekannten touristischen Destination Lüneburger Heide. Knapp 90 % der Deutschen kennen die Lüneburger Heide.

Die Naturparkregion ist ein Zusammenschluss von 3 Landkreisen und 12 Samtgemeinden/ Einheitsgemeinden und Städten. Der Verein Naturparkregion ist seit 2006 Träger des Naturparks Lüneburger Heide = Großschutzgebietes. Naturpark ist laut Gesetz eine „Vorbildlandschaft“ die sich besonders für die Themen Landschaftspflege, sanften Tourismus, Kultur und Regionale Entwicklung eignet. Der Naturpark initiiert Projekte und setzt sie um. Damit gewinnt er erhebliche Mittel (EU, Land, Bund, Stiftungen…) in die Region schafft und sichert Arbeitsplätze. Der Naturpark trägt u.a. dazu bei, dass die Dörfer nicht zu reinen Schlafdörfern (vor den Toren Hamburgs) in der Lüneburger Heide werden und das Schritt für Schritt wieder attraktive Arbeitsplätze in der Region geschaffen werden. Ein Auszug aus dem Leitbild des Naturparks: „Die Naturparkregion Lüneburger Heide ist ein Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum von hoher Qualität. Diese Qualität wollen wir sichern und verbessern.“

Feddersen betonte den erforderliche Aufwand für allseitige Abstimmungen im Netzwerk, der Zustimmung sowie Akzeptanz der Landkreise und Kommunen sowie Wirtschaft und Akteuren sowie das Erfordernis von engagiertem Personal und langem Atem. Feddersen: „In der Lüneburger Heide sind schon über 100 Jahre die Themen Tourismus, Naturschutz, Landschaftspflege, Flächenkonkurrenzen von großer Bedeutung. Es gibt unendliche viele Akteure sowie Aktionen und viele Geschichten und Erfahrungen. Diese Schnittstellen sind immer zu bedienen. Die ist ein wichtiger Schlüssel für den gemeinsamen Erfolg.“

In seinen Abschlussworten hob der zweite Vorsitzende Andreas Köhler (Kreis Pinneberg) die besondere Struktur der Mitgliedschaft des Vereins hervor. "Grüne Unternehmen, Privatpersonen, Vereine, Verbände und die öffentlichen Körperschaften bündeln ihre Kompetenzen unter einem Dach mit einem gemeinsamen Ziel. Dies allein ist bereits besonders bemerkenswert. Unser Verein Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland könnte darüber hinaus als Nukleus eine gemeinsame Identität, ein Wir-Gefühl, der Menschen im Kreis Pinneberg stiften Dafür ist es lohnenswert, sich im Verein aktiv und unterstützend zu engagieren," warb Köhler bei den Mitgliedern und Interessierten um Mitarbeit zum Ausklang der Mitgliederversammlung.



03.07.2015 16:58:48